Magic Language - Verständnisebenen - Modell des Schulz von Thun Teil 1.

 Folgender Text wird dir helfen, Verständnis für verschiedene Perspektiven zu entwickeln und dein Bewusstsein für eine neue Sicht auf Kommunikation zu erweitern. Er kann eine Kommunikationshilfe sein und eine Hilfe bei festsitzenden, sich wiederholenden Kommunikationsmustern sein, die unangenehm ablaufen und zu Frustration und Problemen führen. Das Modell, was ich dir vorstellen werde, kann dich inspirieren, Missverständnisse (eine Hauptursache von Konflikten) zu vermeiden. Manchmal können auch tiefersitzenden Konflikte in Liebesbeziehungen oder Berufsbeziehungen, Frendschaften oder in der Familie durch dieses Modell sichtbar werden.

 

Jedoch gilt es dabei einiges zu beachten. Im Folgenden werde ich eine Zusammenfassung mit Schwerpunkt auf die Besonderheiten, die es zu beachten gilt, geben.


Dieses Kommunikationsmodell basiert auf Grundannahmen im Sender-Apmfänger-Modell (40er Jahren von Claude E. Shannon und Warren Weaver), wonach eine Information von Person A zu Person B gelangen soll. Dabei wird die Informationsübertragung zwischen Menschen als Signal eines Senders (die Person die eine Information sendet, ausspricht, zeigt) zum Empfänger (die Person die eine Informaiton hört, sieht, wahrnimmt) betrachtet. Bei der Signalübertragung der nonverbalen, paraverbalen und verbalen Kommunikationssignale können Störungen auftreten, die im Textverlauf erläutert werden.

Vier-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von Thun (1981)

Im 4SM (4-Seiten-Modell) und im 4OM(4-Ohren-Modell) haben Sender die Möglichkeit, verbale oder/und nonverbale bzw. paraverbale Nachrichten an 4 verschiedenen Ebenen zu adressieren, bzw. Empfäger 4 verschiedenen Ebenen zur möglichen Interpretation der Nachrichten des Senders. Das bedeutet, dass der Sender bewusst oder unbewusst eine der 4 Ebenen ansprechen könnte und ebenfalls der Empfänger die Interpretation auf eine der 4 verschiedenen Ebenen machen kann.

 

Kurz zusammengefasst, die 4 Ebenen mit den Hilfsfragen:

  • 1. Sachebene / Sachinformation - Du als Sender: Worüber informierst du?// Du als Empfänger: Worüber spricht der andere. Es werden Daten, Fakten und Sachverhalte vermittelt. Es finden Beschreibungen von Situationen und Objekten statt.
  • 2. Appell-Ebene - Du als Sender: Was möchtest du erreichen? // Du als Empfänger: Was will die andere Person von dir? Hier werden direkte und indirekte Forderungen gestellt und es finden Handlungsaufträge statt.
  • 3. Beziehungshinweis/ Beziehungsebene - Du als Sender: Was hältst du von der anderen Person und wie stehst du zur anderen Person? // Du als Empfänger: Die andere Person gibt Auskunft darüber wie sie zu dir steht. (Die Beziehung und Interaktionsgrundlage der Sender und Empfänger. Der Sender setzt den Empfänger in einen Bezug zu sich selbst und der Empfänger setzt sich in einen Bezug zum Sender während der Interpretation. Die Reflexionsebene.)
  • 4. Selbstaussage/Selbstkundgabe - Du als Sender: Was gibst du von dir zu erkennen? Als Empfänger: Was offenbart die andere Person über sich? (Selbstdarstellung und Selbstwahrnehmung bzw. Fremddarstellung und Fremdwahrnehmung. Die Selbstreflexionsebene.)

Störfaktoren - Störungen zwischen Sender und Empfänger

1) Die Unvollständige Übertragung einer Information.

Grundsätzlich ist hier zu bemerken, dass es ist nicht möglichst als Sender die gewünschten 100% einer Information zu überbringen. Ebenfalls unmöglich ist es als Empfänger absolut alle Informationen so zu deuten wie es erwünscht ist und alle diese aufzunehmen. Der Teil an Informationen, die der Empfänger nicht bekommen hat die er aber braucht, kann er aufgrund von kognitiven Automatismen mehr oder weniger richtig oder falsch, also passend oder unpassend, von selbst ergänzen. Auch das kann eine Störung verursachen. Daher basiert die Informationsübertragung zu einem bestimmten Teil auf Annahmen, die der Sender („Ich habe alle Informationen übermittelt die benötigt werden.“) und Empfänger („Ich habe die Informationen ganz empfangen die gesendet wurden.“) automatisch machen.

  • Die Information wurde nicht zu 100% übertragen und nicht zu 100% empfangen.
  • Die Information die empfangen wurde, basiert zu einem Teil auf Annahmen des Empfängers und wurde automatisch ergänzt.

2) Sender und Empfänger befinden sich nicht auf der gleichen Verständnisebene.

Der Sender hat 4 mögliche Inhaltsebenen und der Empfänger hat 4 mögliche Verständnisebenen (Interpretationsebenen), daraus ergeben sich rechnerisch 16 Verständnismöglichkeiten zwischen zunächst 2 Personen, die an einem Dialog beteiligt sind. Diese wiederum sind je nach Kombination mehr oder weniger Erfolgsversprechend. Rein theoretisch wären 4 Kombinationen, nämlich jeweils selbige Ebenen von den 16 Möglichen Kombinationen absolut passend (1 mit 1; 2 mit 2 und so weiter) und 4 eher passend (2 mit 1; 3 mit 4) 4 weitere aber weniger passend (1 mit 3; 2 mit 4; 1 mit 4; 2 mit 3).

 

Um ein weniger passendes Kombinationsbeispiel zu nennen: Wenn du als Sender eine Nachricht auf der Sachinformationsebene abgibst, und der Empfänger eine Nachricht auf der Beziehungsebene versteht, kann genau das zu ein Missverständnis führen.

Ein Konkretes Beispiel dazu:

  • Sender befindet sich auf der Sachebene: „Du schließt nie die Zahnpastatube!“ und meint damit auf der Sachebene „Die Zahnpasta trocknet leider aus wenn die Tube nicht zu ist und ist dann kaum benutzbar.“.
  • Der Empfänger interpretiert diese Nachricht auf der Beziehungsebene ungefähr so: „Schon wieder machst du alles falsch…“ und Antwortet mit einer Abwehr „Ja ich weiß ich bin immer an allen schuld! Du nörgelst nur an mir herum!“

Du siehst hier  Missverständnisse (so genannten Störungen) die zu einem Konflikt führen können. Jedoch ist es auch möglich, bereits existierende Konflikte aus solchen Missverständnissen heraus zu erkennen.

3) Interkulturelle Kommunikationsstörungen - Störungen aufgrund spezifischer soziokultureller Unterschiede zu nonverbaler und verbaler Kommunikation. Störungen aufgrund unterschiedlicher Sprachen. [Dazu wird es weitere Ausführungen geben] Beispiele:

  • kulturspezifische Humorunterschiede und Redewendungen
  • Sprachunterscheidung und linguistische (bzw. kognitive) Beschaffenheit der jeweiligen Sprache (Übersetzungsprobleme, denn nicht alle Begriffe und Worte können in allen Sprachen 1:1 übersetzt werden)
  • Unterschiede in Mimik und Gestik sowie der kulturspezifischen Bedeutung dieser,
  • Verhaltensunterschiede
  • verschiedene Reaktionsmuster und Stereotypenunterscheidung
  • Unterschiede in Dialektik und theatralische Sprachbesonderheiten (Ironie, Zynismus, schwarzer Humor und Sarkasmus)

Sarkasmus, Zynismus, Ironie und schwarzer Humor sind keinesfalls natürlich und angebohrene Fähigkeiten, sondern diese werden sowie alle gesprochene Sprachen erlernt. Zudem kommt, dass diese sich auch sehr kulturspezifisch voneinander unterscheiden können und tatsächlich unterscheiden. Was also in einem Land als lustig betrachtet wird, ist in einem anderen Land nicht lustig. Daraus entstehen tatsächlich sehr viele Missverständnisse. Ebenso ist es mit Sprichwörtern und Grenzsetzungen. Hier zeigen sich kulturspezifische Unterschiede als große Konfliktherde.


Relevante Einflussfaktoren auf der Ebenen-Auswahl

Die nächste Frage hier ist nun: Von welchen Einflussfaktoren ist die Auswahl der Ebenen bzw. Interpretationsmöglichkeit der Sender und Empfänger abhängig, also wonach richtet es sich, welche Ebene ich als Empfänger und/oder Sender nutze?

  • Persönliche Bereitschaft von Sender und Empfänger, ein Verständnis und/ oder eine Lösung im Gespräch zu entwickeln. Die Bereitschaft muss vorhanden sein damit Kommunikation positiv verläuft.
  • Individuelle soziokulturelle und biografische Vergangenheit sowie kognitive Beschaffenheit des Senders und Empfängers. Kulturell spezifische Werte, Normen, Weltbilder, Glaubenssetze und Verhaltensweisen, sowie nonverbale Kommunikation können nicht nur besonders intensive Störungen sein, sondern auch zu sehr unterschiedlichen Ebenen führen.
  • SET - physische und psychische Situation der Personen, Emotionale Situation und körperliche Verfassung – Wie fühlen wir uns und sind wir zu einem Gespräch in der Lage? Welche Themen können wir jetzt ansprechen und welche nicht? – körperlicher und seelischer Gesundheitszustand.
  • SETTING – Umgebung, Ort & soziale Situation – Wo befinden wir uns und können wir hier miteinander sprechen? Worüber können wir in diesem Setting sprechen? Welche Themen sind hier angemessen und welche nicht? – Stress- und Belastungslevel, Zeitdruck und Terminsituation. Auch die akustische Situation kann eine Störquelle sein. Werde ich in dieser Situation hier gut akustisch verstanden oder ist es zu Laut um sich zu unterhalten?

Erste Schlußfolgerung

Wenn sich Sender und Empfänger zusammen auf derselben Ebene befinden und die Störquellen  sowie Einflußfaktoren berücksichtigen, kann das Verständnisebenenmodell beim lösen von Problemen helfen, zur gemeinsamen Einigung führen und/oder ein Verständnis füreinander fördern. Ein Konflikt kann verhindert und/oder gelöst werden.

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